Dem bis zu 21 CHF teuren Tree Token der Schweizer Treecycle AG, die laut dem Liechtensteiner Prospekt aus dem Jahr 2024 einen Gewinnanspruch an Eukalyptusbäumen in Paraguay digital verbriefen, fehlt es wohl gleich in doppelter Hinsicht an einer echten Basis: ungenügende Aufforstung und fehlende BaFin-Genehmigung.
Das Wichtigste in Kürze:
► Nur 18 Prozent investiert? Wie Investoren gegenüber Graumarktaufsicht.com beklagen, soll nur ein Bruchteil der eingesammelten Gelder bei der Aufforstung in Paraguay angekommen sein. Die Investoren haben nachgeforscht und fanden heraus: Die Treecycle AG unter Führung des in der Schweiz lebenden Deutschen Jörg Schäfer (58) soll lediglich rund 18 Prozent der Investoren-Gelder tatsächlich in Aufforstungsland investiert haben. Statt rund 1.500 Hektar für 14 Millionen Euro seien bis Ende 2024 lediglich 250 Hektar für 2,5 Millionen Euro angeschafft worden.
► Testat? Wie uns Teilnehmer einer Präsentation mitteilten, wirbt die Gesellschaft auch mit dem Testat des Wirtschaftsprüfers Grand Thornton.
► Investition aus Deutschland illegal. Nach eigenen Angaben der Treecycle AG ist ein Verkauf der Tree Token in Deutschland von der BaFin gar nicht gestattet. Wörtlich heißt es auf de.treecycle.ch: Wir können „aus rechtlichen Gründen keine Investitionen aus Deutschland entgegennehmen.“
► Dennoch illegale Bankgeschäfte? Trotz dieser fehlenden Verkaufsbasis sollen viele deutsche Investoren über Webinare und Schäfers Schweizer Online-Schulungsfirma MasterClass Freedom GmbH aus Hünenberg oder Onlineseiten wie Freigeistkongress.com ins Boot von Jörg Schäfer geholt worden sein, einige Investoren aus Deutschland sind der Redaktion namentlich bekannt.
►Bitcoin-Mining-Pakete trotz Stromproblemen? Der CEO der Treecycle AG, Jörg Schäfer, ist uns bereits durch den Verkauf von rund 9.000 Euro teuren Bitcoin-Mining-Paketen in Paraguay über eine Novakraft.com.py aufgefallen, für die er Paraguay als billiges Stromland pries. Doch örtliche Medien berichten von Stromproblemen wegen vieler illegaler Bitcoin-Miner, wie Graumarktaufsicht.com Anfang April 2025 berichtete.
Was sind die TREE Token der Schweizer Treecycle AG aus Hünenburg tatsächlich wert?
Sie sollen seit 2018 vor allem über Webinare auch an deutsche Investoren zum Stückpreis anfangs für 12,60 Euro, dann für 15,75 Euro und zuletzt für 21 Schweizer Franken verkauft worden sein und verbriefen ein digitales Recht auf eine Nettogewinnbeteiligung an aufzuforstenden Eukalyptusbäumen in Paraguay – dem TREECYCLE-Projekt. Die erste Holzernte sollte jeweils nach 6 Jahren erfolgen.
Anleger, die seit 2018 investiert sind, warten vergebens auf eine Ausschüttungen.
Was nicht verwundert: Wenn nicht mal ein Fünftel in Aufforstungen investiert worden sein soll, wie Graumarktaufsicht.com erfuhr, kann es später auch keinen nennenswerten auszahlbaren Nettogewinn an die Investoren aus dem objektiv viel zu wenigem Holzverkauf geben.
Wer steht hinter der Treecycle AG?

Hinter oder besser an der Spitze der TREECYCLE AG steht „Señor Green.“
So nennt sich nun der in Köln geborene und gelernte Energie-Anlagen-Elektriker Jörg Heinrich Schäfer, der etliche Jahre als Versicherungsvertreter in Großheppach bei Stuttgart gearbeitet hat und der inzwischen mit seiner russischen Frau und Geschäftspartnerin Larisa Schäfer (49) in Meierskappel in der Schweiz lebt.
Das Versprechen der Treecycle AG?
Der Vertriebsprofi Jörg Schäfer verspricht auf seiner Schweizer Internetseite GTP.ch den Investoren:
► „die Aussicht auf eine verlässliche Rendite. Und genau dafür haben wir ein Waldkonzept entwickelt.“ Ab 15.500 Euro ohne Agio, wie es in einer Werbemail von Jörg Schäfer vom August 2023 heißt.
Und:
► „Deine Farm in Paraguay – Dein Weg zur finanziellen Unabhängigkeit. Mit unserem Farmkonzept findest einen sicheren Hafen außerhalb der Eurozone.“
Treecycle AG verspricht auch: „Ausländer können Eigentum erwerben. Eine unbefristete lebenslange Aufenthaltsgenehmigung kann leicht rechtssicher erlangt werden. Investoren aus dem In- und Ausland sind gleichgestellt und werden gleichermaßen gefördert. Investoren profitieren von günstigen Steuern in Höhe von pauschal 10%.“
Das wäre richtig, wenn die Investorengelder auch tatsächlich ankommen würden.
Treecycle AG – 56.000 Euro für einen Hektar Aufforstung?
Wie Investoren gegenüber Graumarktaufsicht.com berichteten, sind sie verärgert, weil die Treecycle AG seit 2018 verspricht, dass sie Eukalyptusbäume pflanzen lässt. Nach den Recherchen der Investoren seien mehr als 14 Millionen Euro eingesammelt, aber nur rund 250 Hektar aufgeforstet worden.
Investoren fragen sich: Wie kann das angehen? Wie teuer ist da ein Hektar Aufforstung in Paraguay?
Die Rechnung ist ganz einfach: 14 Millionen Euro geteilt durch 250 Hektar wären 56.000 Euro pro Hektar.
Der normale Preis mit Kaufvertrag für Grundstück, Aufforstung und allem Drum und Dran liegt jedoch in Paraguay bei maximal 8.000 Euro bis 10.000 Euro, je Hektar, wenn man die Angebote anderer Firmen vor Ort vergleicht.
Man hätte also für die eingesammelten 14 Millionen Euro zwischen 1.750 Hektar und 1.400 Hektar voll aufgeforstetes Land haben können und nur die 250 Hektar.
Für den Kauf der 250 Hektar sind nur maximal zwischen 2 und 2,5 Millionen Euro nötig gewesen.
Wo sind dann aber die übrigen 11,5 Millionen Euro, die nicht für den Kauf von Aufforstungsland verwendet wurden, tatsächlich hingeflossen? In Marketing, Gehälter, Lebensstil von Jörg Schäfer?
Und: Wie holte Jörg Schreiber auch Investoren aus Deutschland ins Boot?
Die Investoren aus Deutschland berichten von Webinaren. Über verschiedene Werbeveranstaltungen, insbesondere im Internet durch Vorträge, wurden insbesondere auch deutsche Kunden geworben. Also auch gezielt im deutschsprachigen Raum. Weil der E-Mail-Verteiler an viele Tausend E-Mail-Adressen rausgeht jeweils für diese Vorträge. Auch in Deutschland.
Dort soll im Prinzip das System Treecycle beworben worden sein. Und anschließend soll es über eine Schweizer Gesellschaft verkauft worden sein. Konkret fiel der Name Master Class Freedom GmbH, die 2021 von den beiden Gesellschaftern und Geschäftsführern Jörg und Larisa Schäfer in Hünenberg als Seminar- und Onlineschulungsfirma gegründet worden war.
Helfer Alf Schröter aus Cottbus
Jörg Schäfer soll allein oder auch zusammen mit Alf Schröter (58) aus Cottbus in Brandenburg, der als Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft Patronus eG aus Massen-Niederlausitz im Jahr 2019 Anteile an der Schweizer Unternehmensberatung Harmonia Beratungs GmbH aus Buchs übernahm und über diese wiederum mit 42,1 Prozent zum zweitgrößten Gesellschafter der Treecycle AG wurde, auf verschiedenen Plattformen aufgetreten sein, wie etwa Freigeistkongress.com. Dort und anderswo sollen sie auch für Baumprojekte in Paraguay geworben haben. Dahinter steht im Wesentlichen das Projekt Treecycle.
Ab und zu sei auch ein Farmkonzept in Paraguay beworben worden. Ab 500.000 Euro Anlagesumme.
Pikant: Schäfer & Co. sollen schon in der Vorprospektzeit die TREE Token oder Treecoins vertrieben haben. Auch über Webinare. Aber sowohl davor als auch danach waren und sind es in Deutschland letztendlich unerlaubte Bankgeschäfte.
Die Bewertung aus Deutschland warnt vor Señor Green Jörg Schäfer
Thomas Bremer, der Chefredakteur von Die Bewertung aus Leipzig, warnte bereits im Sommer 2023: „Jörg Schäfer / Global TREE Project AG – Sie wären der Letzte, wo ich Geld anlegen würde“.
Die Bewertung begründete die Ablehnung einer Investition bei Jörg Schäfer so: „Seit Tagen bekommen wir E-Mails von eben jenem Jörg Schäfer, den wir schon seit 16 Jahren kennen, und ganz ehrlich, wir kennen kein Investment, wo die Anleger gutes Geld verdient haben.“
Tatsächlich sind die Referenzen von Jörg Schäfer wenig vertrauensbildend.
Schlechte Referenz von Aufforst-Vermittler Jörg Schäfer: Jäderberg & Cie.
Noch im Februar 2024 brüstete sich Jörg Schäfer in einem Prospekt
für Tree Token: „In den letzten fünf Jahren konzentrierte sich Jörg Schäfer auf groß angelegte Aufforstungsprojekte, darunter das Projekt Jäderberg & Cie., das 2017 mit dem Deutschen Investitionspreis für das beste Alternative Investment ausgezeichnet wurde.“
Nun, die Jäderberg & Cie. GmbH aus Hamburg-Altona war an mehreren Sandelholz-Fonds beteiligt, die in Insolvenz gegangen sind. Bei einer Insolvenz der Beteiligungsgesellschaften waren Anlegerinnen gegenüber anderen Gläubigerinnen benachteiligt, wie Graumarktaufsicht.com ebenfalls berichtete.
Jörg Schäfer – auch kein Ruhmesblatt mit eigenen Firmen in Deutschland
Die deutsche Firmengeschichte des in Köln geborenen Jörg Schäfer ist eine Geschichte von Fehlschlägen.
I. PROTON Finanz GmbH
Jörg Heinrich Schäfer war im Dezember 2008 Mitgründer und ist seit März 2009 alleiniger Geschäftsführer der gebundenen Versicherungsvermittlerin PROTON Finanz GmbH am Europaplatz 2 in Berlin Moabit.
Die Firma hat seit 2016 keine Jahresabschlüsse mehr veröffentlicht. Sie machte davor nie Gewinne, war stets bilanziell überschuldet.
Die Domain Proton-Finanz.de steht zum Verkauf.
Eine Wirtschaftsauskunft teilte Graumarktaufsicht.com auf Nachfrage über die PROTON Finanz GmbH aktuell mit: „Das Ausfallrisiko wird als überdurchschnittlich eingeschätzt.“
Jörg Schäfer ist an der Firma zu 41 Prozent beteiligt. Seine Frau Larisa Schäfer zu 10 Prozent.
30 Prozent hält Dr. Konstantinos Samaras aus dem hessischen Dreieich, ein Elektrowaren-Großhändler (Raycap GmbH, München).
19 Prozent an der PROTON Finanz GmbH hält die Four Gates Aktiengesellschaft aus Markkleeberg bei Leipzig unter Leitung von Vorstand Karsten Giering (55) aus dem niedersächsischen Gehrden-Leveste bei Hannover.
Diese Teilhaberin hat seit 2 Jahren schon 10 Mal die Vermögensauskunft gegenüber dem Gerichtsvollzieher verweigert und weist mit dem letzten veröffentlichten Jahresabschluss für das Jahr 2017 eine bilanzielle Überschuldung von rund minus 12,9 Millionen Euro auf.
II. Juwel Immobilien-Service UG (haftungsbeschränkt)
Jörg Schäfer gründete im Februar 2013 den Immobilien-Makler und Darlehensvermittler Juwel Immobilien-Service UG (haftungsbeschränkt) in der Mercedesstraße 35 in Weinstadt bei Stuttgart mit einem Eigenkapital von 1.000 Euro.
Sieben Jahre später im März 2020 wurde die von ihm allein geführte Firma vom Amtsgericht Stuttgart von Amts wegen wegen Vermögenslosigkeit gelöscht.
Sie kam nie aus der bilanziellen Überschuldung heraus und machte nie Gewinne.
III. ProtonEnergy – Investieren mit gutem Gewissen GmbH
An selber Stelle in der Mercedesstraße 35 in Weinstadt gründete Jörg Schäfer im Februar 2013 gemeinsam mit dem damaligen Hamburger Gewerbe-Grundstücksverwalter Jörg Uwe Stockmann (66) die Vertriebsfirma Proton Energie – Investieren mit gutem Gewissen GmbH.
Die Firma ist eine Versicherungsvermittlerin nach 34d der Gewerbeordnung, eine Kapitalanlagevermittlerin nach 34f und eine Darlehensvermittlerin nach 34c.
Geschäftsführer ist Jörg Schäfer. Handlungsbevollmächtigte ist seine Frau Larisa Schäfer.
Jörg Schäfer hält an dem Vertrieb 74,9 Prozent. Jörg Uwe Stockmann hält die restlichen 25,1 Prozent.
Obwohl die Firma 2020 noch ein nicht durch Eigenkapital gedecktes Defizit von rund 12.500 Euro auswies, machten die Gesellschafter bei ihrer eigenen Firma in den Folgejahren Schulden, 2021 in Höhe von rund 41.400 Euro und 2022 in Höhe von rund 8.700 Euro.
Die Firmenseite Protonenergy.de wird inzwischen auf die 2025 eingerichtete Seite Schaefer.green umgeleitet. Von dort geht es per nächstem Klick zu TREECYCLE.
Fazit: Risiken der TREE Token & Blockchain-Versprechen
• Tokenisierung ohne echte Basis? Die TREE Token sollen ein Recht auf Gewinnbeteiligung an Holzverkäufen verbriefen, aber wenn kaum Aufforstungen erfolgt sind, ist das Geschäftsmodell hinfällig.
• Kein geregelter Sekundärmarkt: Investoren können ihre Token nicht einfach handeln oder liquidieren. Was passiert, wenn es keine Abnehmer gibt?
• Unklarer rechtlicher Rahmen: Die TREE Token sind keine klassischen Wertpapiere und unterliegen keiner strengen Regulierung, was Missbrauch erleichtert. Ihr Vertrieb an Investoren aus Deutschland war und ist wegen der fehlenden BaFin-Genehmigung ein unerlaubtes Bankgeschäft, also illegal. (Autor Dr. Daniel Brandtner)